Hilfe für AD(H)S- Betroffene oder Menschen mit ADHS Symptomen
Medikamente oder Meditation?
Inwiefern kann eine regelmäßige Achtsamkeitspraxis Menschen mit ADS / ADHS das Leben erleichtern?
MYMind ist ein von Susan Bögels entwickeltes Achtsamkeitsprogramm für Kinder mit AD(H)S und ihre Eltern. Sie hat mit wissenschaftlichen Studien nachgewiesen, dass Achtsamkeit in Form eines speziell darauf ausgerichteten Trainingsprogramms, AD(H)S Betroffenen oft genauso gut helfen kann wie Ritalin.
Zeigt Ihr Kind Symptome wie Konzentrationsschwierigkeiten, Probleme mit der Wahrnehmung oder mit Impulsivem Verhalten? Hat Ihr Kind eine AD(H)S Diagnose? Um eine nachhaltige Veränderung der Verhaltensweisen zu erreichen, ist es notwendig, die Familie mit einzubeziehen.
Das familiäre Umfeld stellt ist für ein Kind die wichtigste Bezugsrahmen. Sie als Eltern sind deshalb besonders wichtig, als Vorbild und Unterstützung für ihr Kind. Darum wird beim MYMind Training die Familie integriert.
Menschen, die von AD(H)S betroffen sind, haben Schwierigkeiten, sich auf eine bestimmte Aufgabe zu konzentrieren und dabei Ablenkungen auszublenden. Hirnbereiche, welche für die Lenkung der Aufmerksamkeit zuständig sind (präfrontale Regionen und damit assoziierte Netzwerke), befinden sich bei Betroffenen häufig in einem unteraktivierten Zustand. Je nach Subtyp und Ausprägung zeigen sich verschiedene Probleme bei der Aufmerksamkeitslenkung: viele Betroffene wirken enorm zerstreut, in ihrer eigenen Welt versunken und haben Schwierigkeiten damit, sich auf Aufgaben oder Aufträge zu fokussieren. Immer wieder ertappen sie sich dabei, wie sie bereits nach kurzer Zeit gedanklich abschweifen, ihre Zeit vertrödeln und den Anschluss an das Unterrichtsgeschehen oder ein Gespräch verlieren. Betroffene vom hyperaktiv-impulsiven oder Mischtyp stehen ständig unter Strom: Ihre Augen, Ohren und Gedanken jagen unwillkürlich jedem noch so kleinen Reiz hinterher, Emotionen und Impulse überfluten sie. Wird es ihnen zu langweilig oder Aufgaben zu repetitiv, geraten sie in eine als unerträglich erlebte innere Anspannung oder Müdigkeit. All diese Schwierigkeiten weisen auf Probleme bei der Selbstregulation hin.
Mindfulness, Achtsamkeit, trainiert genau diese Selbstregulation.
Was üben wir?
Menschen mit AD(H)S sind häufig dazu in der Lage, sich lange und intensiv zu fokussieren, wenn sie intrinsisch (von innen heraus) motiviert sind. Zieht ein Fach oder Themengebiet sie an und trifft es ihre Interessen, werden sie oft regelrecht eingesaugt und entwickeln eine erstaunliche Ausdauer. Schwierig wird es, wenn die Aufmerksamkeit bewusst auf einen Gegenstand gelenkt werden muss, der wenig spannend erscheint oder zwischen verschiedenen Aufträgen hin- und her geschaltet werden muss. Um bei AD(H)S-Betroffenen die Aufmerksamkeitsleistung verbessern zu können, trainieren wir:
Den Fokus auf eine einzige Sache zu richten
Die Konzentration länger aufrechtzuerhalten
Zu registrieren, wenn sich etwas anderes in den Vordergrund drängt oder Abdriften in Tagträume passiert - um sich erneut auf die ursprüngliche Aufgabe zu fokussieren.
Wie gehen wir vor?
Wir üben während 8 Wochen Achtsamkeit. Teilweise mit Eltern(teil) und Kind zusammen und auch getrennt. Die Achtsamkeitsübungen werden auch zuhause geübt. Unter Achtsamkeit versteht man unter anderem eine Meditationstechnik, in deren Zentrum eine wachsame, urteilsfreie und nicht-reaktive Haltung den eigenen Gedanken, Gefühlen und Körperempfindungen gegenüber steht (Kabat-Zinn, 2003). Übungsphasen umfassen beispielsweise stille Sitzmeditationen, Atemübungen, bewusstes, langsames Gehen oder das willentliche Sich-Konzentrieren auf alltägliche Aktivitäten wie Essen oder Zähneputzen. Auch bewusste Bewegungsübungen werden integriert.
Das Ziel besteht nicht vorwiegend in der Entspannung – auch wenn diese ein schöner Nebeneffekt ist – sondern vielmehr darin, zu lernen, wie man die eigene Aufmerksamkeit willentlich und bewusst auf den gegenwärtigen Moment ausrichtet, sich für das Hier und Jetzt öffnet und ihm mit einer akzeptierenden Grundhaltung begegnet. In der Fachwelt spricht man auch von der Selbstregulation der Aufmerksamkeit und der Emotionen.
Im Programm von Susan Bögels werden vorwiegend zwei Bereiche trainiert: die fokussierte und die rezeptive Aufmerksamkeit.
Übungen zur fokussierten Aufmerksamkeit zielen darauf ab, sich völlig auf eine bestimmte Körperempfindung, den Atem oder z.B. Geräusche einzulassen. Man konzentriert sich beispielsweise ganz auf die Atmung und blendet dabei bewusst alles andere aus. Begeben sich die Gedanken auf Wanderschaft und lösen sich beispielsweise von der Atmung, wird man dazu angehalten, sie wieder zurückzuholen. Dadurch wird trainiert, den Fokus auf einer einzigen Sache zu halten, Zerstreuung entgegenzuwirken und nicht in Tagträume abzugleiten.
Übungen zur rezeptiven Aufmerksamkeit halten uns dazu an, unseren Fokus zu öffnen und unsere Körperempfindungen, Gedanken und Gefühle im Hier und Jetzt neugierig wahrzunehmen, ohne direkt darauf zu reagieren. Dadurch soll nicht nur die allgemeine Wachsamkeit trainiert werden, sondern auch die Fähigkeit, die Aufmerksamkeit gezielt und flexibel zu verlagern. Mit der Zeit soll der Zugang zu den eigenen Empfindungen, Gedanken und Gefühlen verbessert werden und die Fähigkeit sich ausbilden, sich von ungünstigen Reaktionsmustern aus dem Affekt heraus (z.B. Überreagieren bei Wut) innerlich zu distanzieren. Damit leisten diese Übungen einen wesentlichen Beitrag zur Emotionsregulation und Impulskontrolle.
Wir, Karin Messmer (Seinsklang) und Erica Fankhauser (Achtsamkeit Schweiz) haben das MYMind Teacher Training bei Susan Bögels in Amsterdam absolviert. Wir sind stolz darauf, das MYMind Programm in der Schweiz anbieten zu können. Die Kurse werden in 2020 in Lenzburg stattfinden.